Unbequeme Wahrheiten der eigenen Klasse gesagt
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Unbequeme Wahrheiten der eigenen Klasse gesagt

 

Vor 125 Jahre, am 21. April 1864 wurde Max Weber in Erfurt geboren. Schon zu Lebzeiten in In- und Ausland als bedeutender Gelehrter, aber auch als unbequemer Kritiker und politisch konzeptioneller Denker bekannt, zählt er heute unbestritten zu den Klassikern der bürgerlichen Sozialwissenschaft im 20. Jahrhundert. Das rührt vor allem daher, dass Weber wie nur wenige seiner bürgerlichen Zeitgenossen über den Horizont von Tagesfragen hinausdachte, kritisch zu sich selbst und zu Repräsentanten der bürgerlichen Klasse war.

Die 56 Jahre seines Lebens – er starb am 14. Juni 1920 in München – waren eine Auf-, Umbruchs- und Krisenperiode für die bürgerliche Gesellschaft, und dies ganz besonders in Deutschland. Max Weber interessierte sich von Anfang an für die „soziale Frage“ und trat für eine Integration der Arbeiterklasse in den bürgerlichen Staat ein, später auch im Bunde mit der rechten Sozialdemokratie. Auch weltanschaulich prägten ihn tiefe Widersprüche. Auf ihn wirkten der strenge Calvinismus der Mutter ebenso wie der Liberalismus von Verwandten und Freunden, der Marxismus ebenso wie die Philosophie Nietzsches.

Sein ganzes Werk bewegt sich im Spannungsfeld von Aufbruch und Krise des Bürgertums. Es umfasst Fragen der Innen-, Außen- und Wissenschaftspolitik, der nationalökonomie, Geschichte und Soziologie, ferner der Rechts-, Staats-, Politik- und Religionswissenschaft, der Philosophie und Wissenschaftstheorie, der Literatur und Kunst. Es berührt Naturwissenschaften und Psychologie. In der reifen Periode seines Schaffens bezeichnete sich Weber selbst als Soziologen; er gilt als Mitbegründer der Bürgerlichen Soziologie.

Wegen der umfassenden Anlage seiner historisch-soziologischen Forschungen und der alle Bereiche der Gesellschaft berührenden soziologischen Typisierung und Begriffsbildung vor allem in seinem nachgelassenen Hauptwerk Wirtschaft und Gesellschaft haben ihn bürgerliche Verehrer und Interpreten als „bürgerlichen Marx“ herausgestellt. Eine erstrangige Traditionsfigur, gewissermaßen ein Hausgott also der modernen nichtmarxistischen Sozialwissenschaften. Somit ist er zweifellos ein wichtiger Bezugspunkt der geistigen Auseinandersetzung in der Gegenwart.

 

I. Beantworten Sie die Fragen: 

  1. Wann wurde M. Weber geboren?
  2. Als was war M. Weber bekannt?
  3. Wofür interessierte sich M. Weber?
  4. Wofür trat M. Weber ein?
  5. Was wirkte auf M. Weber?
  6. Was umfasst das ganze Werk von M. Weber?
  7. Warum haben bürgerliche Verehrer M. Weber als „bürgerlichen Marx“ herausgestellt?

 

II. Erklären Sie die folgenden Begriffe und bilden Sie damit eigene Sätze: 

Sozialwissenschaft- Zeitgenosse- Tagesfrage- Umbruchs- und Krisenperiode- Spannungsfeld- Wissenschaftspolitik-  Religionswissenschaft- Naturwissenschaft- Mitbegründer – Begriffsbildung- Hauptwerk- Traditionsfigur- Bezugspunkt- Auseinandersetzung

 

III. Geben Sie den Text an Hand der folgenden Wendungen wieder: 

  1. in Erfurt geboren werden- als bedeutender Gelehrter bekannt sein- über den Horizont von Tagesfragen hinausdenken- kritisch zu sich selbst sein- in München sterben- sich für die „soziale Frage“ interessieren- für eine Integration der Arbeiterklasse eintreten
  2. sich im Spannungsfeld bewegen- Fragen umfassen- Psychologie berühren- sich selbst als Soziologen bezeichnen- alle Bereiche der Gesellschaft berühren-  als „bürgerlichen Marx“ herausstellen- ein wichtiger Bezugspunkt sein.