Ich will nicht selbständig werden!
Berufsberater sagen es schon seit langer Zeit: Immer weniger Absolventen der Schulen und Hochschulen wollen einen sogenannten selbständigen Beruf ergreifen. Umfragen in Berufsschulen ergaben, dass selbst Lehrlinge des Handwerks und des Handels in zunehmendem Maße wenig Neigung zeigen, sich später selbständig zu machen. Ein Blick in die Statistik beweist, dass sich diese Entwicklung nicht über Nacht eingestellt hat, denn die Zahl der selbständigen Existenzen in Handwerk, Gewerbe und freien Berufen schrumpft seit vielen Jahren.
Kann man aus dieser Verhaltensweise der Jugend schließen, dass die Nachfrage nach Leistungen der selbständigen Berufe zurückgeht oder dass die Berufe der Selbständigen heutzutage schlechte Verdienstmöglichkeiten bieten? Wer selbst zuweilen einen Handwerker braucht und Einblick hat, wie sehr die Handwerker heute überlastet sind, muss die erste Frage verneinen. Dasselbe gilt für die Mehrzahl der Angehörigen der sogenannten freien Berufe. Beim Einzel- und Großhandel ist es nicht anders. Wer die wirtschaftliche Sphäre der Selbständigen kennt, muss feststellen, dass die Verdienstmöglichkeiten der selbständigen Berufe heute gut bis sogar sehr gut sind.
Es sind also andere Gründe, warum die selbständigen Berufe heute bei der Jugend relativ wenig gefragt sind. Jugendliche fürchten sich vor der Mehrarbeit sowie vor notwendiger Übernahme großer Verantwortung. Dagegen ist nichts zu machen. Oft weisen die Jugendlichen in diesem Zusammenhang aber auf das für die Existenzgründung notwendige Kapital hin, das in den meisten Fällen nicht vorhanden ist.
Für die Gründung einer selbständigen Existenz ist heute in der Tat ein erheblicher Kapitaleinsatz erforderlich. Nehmen wir zunächst einmal den Handwerker; er braucht heute, um leistungsfähig arbeiten zu können, von vornherein Maschinen und Werkzeuge in viel größerer Zahl und Präzision als früher. Dazu kommen häufig notwendige Kraftfahrzeuge und ein relativ großes Warenlager. Auch die Beschaffung von passenden Werkräumen verursacht hohe Kosten. Die Existenzgründung bei den freien Berufen ist nicht weniger kostspielig. Es ist selbstverständlich, dass junge Leute, die sich einen Beruf wählen, an diese Dinge in erster Linie denken. Die Erfahrung zeigt, dass die eigenen finanziellen Mittel der jungen Menschen, die daran denken, sich selbständig zu machen, dazu nicht ausreichen. Normale Bankkredite bei üblicher Verzinsung können meist nicht helfen, weil junge selbständige Existenzen normalerweise in den ersten Jahren nicht besonders ertragreich sind. Außerdem fehlen in vielen Fällen die notwendigen Kreditsicherheiten.
I. Beantworten Sie die Fragen zum Text:
1. Welchen Beruf wollen immer weniger Absolventen ergreifen?
2. Was beweist die Statistik?
3. Wie ist die Nachfrage nach Leistungen der selbständigen Berufe?
4. Was kann man in der wirtschaftlichen Sphäre der Selbständigen feststellen?
5. Wovor fürchten sich die Jugendlichen?
6. Was braucht man für die Existenzgründung?
7. Wie sind die eigenen finanziellen Mittel der jungen Menschen?
8. Warum können normale Bankkredite meist nicht helfen?
II. Drücken Sie den Inhalt folgender Sätze mit Wörtern aus dem Text aus:
1. Die Entwicklung hat sich nicht plötzlich ergeben.
2. Die Zahl der selbständigen Existenzen verringert sich schon seit Jahren.
3. Die Handwerker haben zu viel zu arbeiten.
4. Die selbständigen Berufe finden bei der Jugend wenig Interesse.
5. Dafür gibt es keine Abhilfe.
6. Für eine selbständige Existenz braucht man sehr viel Kapital.
7. Viele kleine Existenzen werfen keinen ausreichenden Ertrag ab.
III. Definieren Sie die folgenden Begriffe und bilden Sie damit eigene Sätze:
Berufsberater- Berufsschule-Verdienstmöglichkeit- Einzelhandel- Großhandel- Mehrarbeit- Existenzgründung- Kapitaleinsatz- Kreditsicherheit - über Nacht.