Hörtext 3
Sie hören ein Interview zum Thema Sport an der Bundeswehrhochschule in München.
Ansager: Deutschlandfunk. Campus und Karriere.
Moderatorin: Campus und Karriere ist in dieser Woche auf Hochschultour in Bayern. Und unsere dritte Station ist heute die Universität der Bundeswehr in München, also eine etwas andere Universität, und das merkt man schon, wenn man hier auf das Gelände kommt und erst mal eine Schranke überwinden muss, bevor man zum eigentlichen Campus vordringen kann. Und hier stehen wir jetzt zwischen Hörsaalgebäuden, die mit Bäumen umsäumt sind, also es gibt 'ne Menge Grün, wie sich das für einen ordentlichen Campus gehört. Und was sich nun genau zwischen Kaserne und den Hörsälen abspielt, das hören Sie jetzt, und am Mikrofon begrüßt Sie dazu Brigitte Kramer. Und ich bin hier Zeuge eines sportlichen Wettbewerbes, denn heute findet hier moderner Fünfkampf statt. Man kann sich das so vorstellen, am Rande des Campusgeländes, mitten auf die grüne Wiese draufgebaut, gibt es hier einen kleinen Fechtparcours. Drüben ist der Schießstand. Und nun weiß ich nicht genau, welches die anderen Disziplinen im modernen Fünfkampf sind. Das Schwimmen gehört dazu, das Reiten und das Laufen. Ich beobachte jetzt gerade zwei Fechter beim Wettkampf, zwei Studenten der Bundeswehruniversität, die darf ich auch gar nicht stören, Fechten ist Konzentrationssache. Und natürlich sind sie in weißer Uniform, also ganz untypisch für die Bundeswehr. Aber neben mir stehen zwei andere Fechter. Die muss ich mal fragen: Wie oft steigen Sie denn in diese Fechtausrüstung rein?
Student 1: Ein- bis zweimal die Woche. Montags und donnerstags ist Training, ja, und dann bei Wettkämpfen, wie heute hier, halt mal mittwochs.
Moderatorin: Bekommen Sie dafür 'nen Seminarschein, oder machen Sie das aus reiner Freude?
Student 1: Das ist die reine Freude. Der Spaß am Sport, und körperliche Fitness, was so alles zum Offiziersberuf halt dazugehört.
Moderatorin: Sie haben die freie Wahl. Es gibt viele verschiedene Sportarten - was wird alles angeboten an der Bundeswehruni?
Student 2: Ach, eigentlich alles, die Ballsportarten und dann, ja, Fechten und so weiter. Judo, Selbstverteidigungswettkämpfe usw. Das geht hin bis zu den Marathonläufen, wo unsere Unimannschaft auch recht erfolgreich teilnimmt, in Hamburg, in Berlin usw. Ich bin halt im Ballsportbereich tätig.
Moderatorin: Nochmal das Stichwort ″die reine Freude": Bei uns ist nämlich Oberstleutnant Müller, der für den Sport hier verantwortlich ist. Ehm, ist es wirklich die reine Freude, oder gibt es auch Pflichtsport?
Oberstleutnant Müller: Es gibt auch Pflichtsport, weil jeder Offizier die Verpflichtung zur körperlichen Fitness hat. Das Training wird aber hier völlig in die Verantwortung der Studenten gelegt. Das heißt, sie teilen selber ihre Trainingsstunden so ein, wie sie es für richtig halten, wie es in ihren studentischen Ablaufplan passt. Es wird aber einmal im Jahr in Anführungsstrichen „geprüft", ob die erforderlichen Leistungen auch gebracht werden. Und wenn nicht, dann wird gegebenenfalls auch mal nachgebessert.
Moderatorin: Das würde mich interessieren: Wenn Sie den Eindruck haben, ein Student lässt es an der nötigen körperlichen Fitness vermissen - was tun Sie dann?
Oberstleutnant Müller: Dann wird ihm unter vielen Möglichkeiten die Wahl gelassen, seine Fitness in den beiden Winterquartalen zu verbessern, indem er an den von dem Sportzentrum angebotenen Kursen teilnimmt. Das kann alles Mögliche sein. Das kann Aerobic -Training sein, Fitnesstraining allgemein, das kann Kraftsport sein, je nachdem, wo seine Defizite sind.
Moderatorin: Warum ist denn der Sport hier so wichtig? Man könnte ja auf die Idee kommen, das ist in der Studienzeit Zeitverschwendung.
Student 1: Zeitverschwendung - Sport ist nie Zeitverschwendung. Es gibt so'n Spruch, eh - ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Und das prägt natürlich auch das Studentenleben hier am Campus. Das Studentenleben hier unterscheidet sich durch die Trimester ziemlich stark von den Semestern eines normalen Studenten. Und auch sonst gibt's hier andere Voraussetzungen und Belastungen.
Moderatorin: Vielen Dank. Das waren Eindrücke vom Studentensport hier an der Bundeswehruni.
nach: DeutschlandRadio, 2000 Köln; © Jürgen Wiebecke und Bettina Köster